Pier Paolo Pasolini. Bachmann-Gespräche

Übersetzt, eingeleitet, kommentiert und erweitert von Fabien Vitali
2 Bände mit zahlreichen Fotos
Je ca. 200 Seiten
Preis: ca. 30 Euro
Erscheinungsdatum: Frühjahr 2021
Er »hasse Interviews«, behauptete Pasolini. Umso erstaunlicher ist, wie viele er davon dem deutsch-jüdischen Filmjournalisten Gideon Bachmann (1927-2016) in den Jahren von 1963 bis 1975 dennoch einräumte. Vielleicht weil es sich nicht um klassische Interviews handelte? In der Tat sind die von Bachmann auf Ton aufgezeichneten und hier zum ersten Mal einheitlich in Textform veröffentlichten Begegnungen mit Pasolini einzigartig: Es sind Gespräche, ohne zwingenden Anlass und offenen Ausgangs. Das künstlerische und politische Werden Pasolinis, von seinen ersten Filmen (Accattone, Das 1. Evangelium Matthäus) bis zu den »Freibeuterjahren«, seine Haltung zu den tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen in Italien und Europa, sind hier nicht Gegenstand eines geordneten Diskurses. Die Bachmann-Gespräche nähern sich Pasolini über Umwege: in Form unbefangener Unterhaltungen, die umso reizvoller sind, als sie Eindrücke vermitteln vom Menschen Pasolini: von seinen Überzeugungen, seinen Unsicherheiten, seinen Widersprüchen, seiner Suche.

Über die Autoren
Gideon Bachmann
Gideon Bachmann wurde 1927 in Heilbronn als Sohn jüdischer Eltern geboren. Seine Jugend- und Schulzeit verbrachte er in Israel, bevor er nach Ende des Krieges nach Europa zurückkehrte und später in die Vereinigten Staaten reiste. Dort machte er sich einen Namen als Herausgeber von Zeitschriften und als Moderator von Radiosendungen über die lokale wie internationale Filmkultur. 1961 ließ er sich in Rom nieder. Dort knüpfte er Beziehungen zu herausragenden Figuren des italienischen Kinos, darunter vor allem zu Federico Fellini und Pier Paolo Pasolini, mit dem er bis zu dessen Tod (1975) regelmäßig in Kontakt stand. Bachmann drehte außerdem selbst mehrere Dokumentarfilme, so zum Beispiel über Fellini, den er in »Ciao, Federico!« (1970) während der Dreharbeiten von »Satyricon« begleitete und porträtierte. 1968 wurde Bachmann für seinen Film »Protest wofür?« bei den Filmfestspielen in Venedig mit dem silbernen Löwen prämiert. In den letzten Jahren seines Lebens war Bachmann als Mitarbeiter am Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) tätig. Dort verfolgte er bis zu seinem Tod (2016) sein Projekt »Vox humana« – die Archivierung der Stimmen unzähliger Persönlichkeiten aus der Welt des Films.
Fabien Vitali
Fabien Vitali, geboren in der Schweiz, studierte Romanistik an den Universitäten Basel, Genf und Pisa. Als Schüler des renommierten italienischen Literaturtheoretikers Francesco Orlando (1934-2010) promovierte er an der Scuola Normale Superiore di Pisa mit einer Arbeit zum essayistischen Nachlass von Giuseppe Tomasi di Lampedusa. Danach war er Dozent für italienische und französische Literaturwissenschaft an der LMU München, an der Universität Hamburg und, seit 2016, an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel. Derzeit lebt er in Venedig, wo er an seiner Habilitation zur Paradoxie in der Literatur des 16. und 17. Jahrhunderts arbeitet. Er ist Autor verschiedener Studien, insbesondere zu Pier Paolo Pasolini (»Macchine infernali – da far inceppare«, 2015; »Vom Verschwinden der Glühwürmchen«, 2015). Für den Hamburger Laika-Verlag hat er außerdem verschiedene Bücher aus dem Italienischen ins Deutsche übersetzt, darunter: Giorgio Galli »Pasolini – Der dissidente Kommunist« (2014) und Stefano Brugnolo »Marx und der abnorme Charme der Bourgeoisie« (2017). Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift für italienische Literatur und Kultur »lettere aperte«, für die er 2018 eine Nummer zum filmjournalistischen Werk Gideon Bachmanns veröffentlicht hat.
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